Translate

Mittwoch, 21. Dezember 2016

New Dehli

Nach ein paar Stunden Schlaf sind wir bereit die Stadt zu erkunden! Zunächst bewegen wir uns nach Osten nach Old Dehli, besonders schnell kommen wir nicht voran: es gibt einfach viel zu viel sehen.

Das Menschenbild kann unterschiedlicher nicht sein, arm und reich bieten einen großen Kontrast, aber auf der Straße sind sie nebeneinander. An jeder Ecke kleine Stände, viele verkaufen ihre Sachen auf Decken am Boden, manche haben kleine Rollwägen auf denen sie wiederum (meist) warme Speisen zubereiten, einige haben Dreiräder mit Ladefläche die als Verkaufsstand dient und es gibt unzählige kleine Räume, fast Nischen, in denen Händler ihre Waren geduldig feil halten.

Der Verkehr ist ein Kapitel für sich, für einen Außenstehenden sieht es zunächst wie ein Chaos (es ist ein Chaos!) und Anarchie aus, aber es geht. Noch jede so kleine Lücke wird von dem erdrückendenm Verkehr genutzt. Alle schauen nach vorn, keiner nach hinten und das ist der Trick. Indem sich alle nur auf den Vordermann konzentrieren braucht keine nach hinten zu schauen. Das System scheint zu funktionieren, denn einen Unfall haben wir nicht gesehen. Auf unseren Straßen unvorstellbar.

Omnipräsent ist der Müll. Müll, Müll, überall Müll. Es spielt keine Rolle wo, Straße, Hauseingang, Kanal, Schienen, Park, egal. Sachen werden einfach fallen gelassen und wenn sie im Weg sind einfach zur Seite gekickt. Stören an den Müllbergen tut sich keiner, außer wir. Auch nach ein paar Tagen tut es immer noch weh was damit der Umwelt eigentlich angetan wird.



Schwein auf der Suche nach Futter. Ein typisches Bild in den ärmeren Vierteln Dehlis


Zunächst gehen wir zu Jama Masjid, der größten Moschee des Landes. Sie ist knapp 400 Jahre alt und fasst bis zu 25.000 Leute! Mogul-Kunst at its best. Nachdem man 300 Rupien bezahlt hat (offiziell zum Fotografieren, inoffiziell Eintritt) steht man auf einem riesigen Vorhof und ich bin das erste Mal beeindruckt: von dem tosenden Verkehrslärm ist nach ein paar Stufen und dicken Mauern nichts mehr zu hören. Den Vorhof nutzen viele Inder zum Entspannen und Picknicken mit ihren Familien. Der Blick ist gerichtet auf die riesige Kuppel mit ihren zwei Minaretten, der rote Sandstein taucht alles in eine warme Atmosphäre. Wir sitzen da und schauen zu, das Beste was man hier tun kann.

Jama Moschee
Siesta auf dem Moschee-Gelände

Quer durch den riesigen Markt der direkt hinter der Moschee anschließt und bei dem von der gebrauchten Buchse bis zum Reiskorn alles angeboten wird (man fühlt sich wieder wunderbar im Chaos) kommt man zum Red Fort. Große rote Mauern, ebenfalls aus Sandstein, umgeben den riesigen Komplex am Yamuna-Fluss. Es ist der größte Bau Dehlis. Die unendlich lange Schlange am Einlass demotiviert uns fast, bis wir einen Weißen entdecken der an der Schlange vorbei an einen anderen Schalter geht - der Touristenschalter! Aber natürlich wer extra Vorzüge bekommt, der bekommt auch einen extra Preis:


Das Fort ist vollgestopft von Menschen, es ist Sonntag und auch hier werden die großen Flächen zum Picknicken und Relaxen genutzt. Das Bauwerk an sich ist beeindruckend, der Mogul hat am Bau nicht gespart: Marmor so weit das Auge reicht, meist noch verziert mit eingelassenen Edelsteinen.
Leider, wie auch bei der Jama Moschee, wird die Wartung geschoben. Alles ist dem Verfall preisgegeben. Teile der Anlage wurden schon abgesperrt da sie baufällig waren.
Red Fort - Aussenmauern

Red Fort - höchste Mogul Baukunst

Chandni Bazar - der Markt zwischen Moschee und Fort

Nach dem Besuch des Forts schlendern wir über die Chandni Chowk, der ehemaligen Hauptstraße Old Dehlis. Schlendern ist aber etwas übertrieben, da der Verkehr und die Menschenmassen die Fortbewegung zur Qual macht. Auch hier wieder zig Läden und fliegende Händler die Ihre Waren an die Menschen bringen wollen.

Am nächsten Tag geht es weiter, dieses Mal nach Süden. Man merkt sofort, dass die südlicheren Viertel den Bessergestellten vorbehalten sind. Gerade am Connaught Place, der die Mitte Dehlis darstellt, gibt es nur Markengeschäfte und teure Karossen stehen auf dem Parkplatz. Hier kauft ein wer Kohle hat. Für uns ist der Freiraum auf der Straße angenehm und die Ruhe angenehm, ansonsten fühlen wir uns nicht all zu wohl. Was wir hier sehen erinnert sehr an die Heimat. Zu unserer Freude können wir eine Sim-Karte erstehen mit der wir auch unterwegs ins Internet können bzw. telefonieren können. Leider merken wir erst in Vrindavan, dass Prepaidkarten nur am Ort gelten wo der Prepaid-Vertrag unterschrieben wurde, sobald man Dehli verlässt fällt man ins Roaming und man darf sich wieder erneuert anmelden und fürs Roaming freischalten lassen!

Vom Connaught Place spazieren wir weiter zum Gate of India, welches dem Triumphbogen in Paris ähnelt. Es wurde gebaut um den 90.000 gefallenen Indern (im Namen Großbritanniens) des 1. Weltkriegs zu ehren.

Gate of India

Uns zieht es weiter in ruhigere Gefilde: den Lodi Gardens. Dieser Park ist eine Oase der Ruhe. Nur Vogelgezwitscher stört die Stille und das macht es sehr angenehm um es hier ein paar Stunden auszuhalten.  Durch die größe der Anlage verliert sich die Menge an Leuten. Schöne alte Bauwerke (Grabkammern) geben lässt die Kulisse orientalisch erscheinen.


Lodi Gardens: Bara und Shish Gumbad


Entspannt steigen wir in ein TukTuk (Hier klicken!) und lassen uns zurück zum Connaught Place bringen von wo wir den Rückweg ins Hotel antreten. In Parhanganj sehen wir zum ersten Mal heilige Kühe. Die meisten sind zwar frei, aber zu beachten scheint sie trotzdem keiner. Allein durch ihre Masse machen die Leute einen Bogen um sie (nicht wie bei den streunenden Hunden die einfach versprengt werden).

Heilige Kühe in heimigen Dreck!

Ein schöner und vor allem interessanter Tag geht zu Ende und morgen heißt es zeitig aufstehen, den die Bahn geht bereits um 6 Uhr!

Noch ein paar weitere Impressionen aus Dehli:

Der Ambassador als Taxi. Ein Relikt welches aus Kolonialzeiten überlebt hat und oft als Taxi unterwegs sind. Ein Probefahrt steht noch aus :)

Durch die aktuelle Finanzpolitik kommt es vor jedem Geldautomat zu langen Schlangen; dann kann man nur 2000 Rupien abheben, das entspricht ungefähr 28 Euro.

Junge Männer sitzen im Kreis um den Tandoori-Ofen (Erdloch) und backen das überall erhältliche Roti (Fladenbrot). Verdammt lecker!

Ein Traum der dieses Mal nicht wahr wurde - das nächste Mal auf 2Rädern!

Ein Mann schläft mit seinem Hab und Gut in einer Ecke am helligten Tag.

Menschen waschen sich an der einzigen Pumpe in der Straße. Fließend Wasser ist hier ein Luxus von dem die Wenigsten träumen können. 

1 Kommentar: