Translate

Montag, 12. Juni 2017

Auf nach Osten! Mit den Mopeds nach Transdnestrien

Donaudelta (RO)

Ein Highlight folgt dem nächsten und wir freuen uns auf das größte Süßwasser-Naturparadies Europas, dem Donaudelta!

Doch dahin müssen wir erstmal wieder zurück nach Rumänien. Also geht es südlich aus Chisinau heraus und direkt durch Gagausien (sprich Gaga-Usien), ebenfalls eine autonome - aber eingegliederte - Republik auf dem Gebiet Moldawiens. Während wir anfangs verhältnismäßig leckeren Asphalt befahren, ächzt Claudias Harley bei den letzten 40 km bis Grenze: vom mondähnlichen Asphalt bis zur Wellblech-Piste wieder alles dabei. Aber sie (Claudia & Harley) schlagen sich wacker!!! Die liebe Sonne lacht wieder so kommen wir ganz gut voran.




An der moldawisch-rumänischen Grenze verplempern wir wieder ein Stündchen bis es weitergeht.
Interessant war der Tanktourismus! An der letzten Tanke auf moldawische Seite wundern wir uns weshalb so komische gestelle neben den Säulen liegen. Als wir noch ein Eis essen kommt auf einmal ein Bulgare legt das Teil unter den rechten hinteren Reifen und fährt rückwärts hinauf - wie eine Rampe. Anschließend tankt er 4 oder 5 Kanister voll und macht hinten hochgebockt irgendwelche Dinge.
An der Grenze sehen wir ihn dann wieder...mit einem fast leeren Kofferraum..bis auf zwei erlaubte Kanister.

Tanktourismus macht hier Sinn, für den Liter Super zahlen wir 84 Cent!

Die Donau zweigt sich in drei Arme auf. Der nördlichste ist der Bratul Chilia und den gilt es jetzt für uns zu queren - mit der Fähre. Bei ewig langen Schlangen haben Zweiradfahrer meistens Vorteile, sie können sich vorschlängeln und sind dann meistens bei der ersten Fuhre dabei. So auch wieder hier.



Sehr beeindruckend wie breit hier die Donau ist, locker dreimal so breit wie in Passau. Und lustig der Gedanke, dass ein guter Teil des Wassers schon mal zuhause vorbeigeflossen ist!

Eine schöne ausgebaute Landstraße über 80 km führt uns nach Tulcea, der Hauptstadt des Deltas. Wir halten uns nicht weiter auf und nehmen nochmal 30 km bis zum Fischerdorf Murighiol unter die Räder. Den hiesigen Zeltplatz haben uns Reisende in der Bukovina empfohlen und er ist wirklich schön gelegen, sauber und preiswert.
Der Chef ist nicht nur kompetenter Führer durch das Delta sondern auch ausgesprochen nett:
Auf dem schönen Landstraßenstück geht auf einmal eine Kelle vor mir in die Höhe - in einer Ortschaft. Mein erster Gedanke: Mist, Bullerei! Und tatsächlich bekomme ich nach ca. 20 min einen Wisch vorgehalten den ich dreimal abzeichnen darf bevor ich meinen Pass und Papiere zurück bekomme. Mangels beiderseitiger Sprachkenntnisse weiß ich nicht was nun los ist, außer, dass ich mit 20km/h zu schnell in der Ortschaft unterwegs war!
Böses ahnend lege ich dm Campingplatz-Besitzer den Zettel vor und nach einer Weile kommt er zurück: no problem, that is just a warning, but pay attention next time! Puh, Schwein gehabt!

Wir bauen unser Zelt neben einen Wohnwagen eines älteren deutschen Pärchens auf und verschwinden aufgrund der Moskitos schnell im Zelt.

Am nächsten Morgen heißt es zeitig aufstehen, denn eine Fahrt mit einem Führer ins Delta steht an und außerdem ist für Nachmittag schlechtes Wetter gemeldet.

Wir sind unterwegs mit einem schweizerisch-australischem Paar, die haben vor ein paar Jahren ihren Business verkauft und touren jetzt mit ihrem Wohnmobil durch Europa und haben viel Zeit im Gepäck. Da kommt schon etwas der Neid in mir auf...unser Guide ist ein echter Local der hier im Delta aufgewachsen ist und die Geschichte der letzten 60 Jahre miterlebt hat. Da er nur französisch spricht, redet er zur schweizerischen Australierien welche dann für den Rest übersetzt.

Und schon gehts im kleinen Kahn los durch kleine Kanäle, welche große seeähnliche Flächen miteinander verbinden.

Eine Beschreibung des Erlebnis Donaudelta fällt mir schwer, denn es  ist ein einzigartiges Naturparadies was jeder für sich selbst erleben muss. Wir sehen unzählige Reiher in allen Größen, Frösche, Fische, Wassergetier und natürlich die tollen Pelikane! Uns werden schwimmende Inseln gezeigt, welche von den Bauern zu Hochwasserzeiten für ihre Tiere nutzen, da sie so nicht absufen können. Wir sehen Nester von Blesshühnern und auch Küstenseeschwalben. Sogar Schildkröten und einen Waschbärhund! Ich wusste nicht einmal, dass es so etwas gibt!
Als wir alle auf Toilette müssen steuern wir ein beliebiges Fischerhaus an. Die Leute haben eine einfache Lebensweise (Plumpsklo, Lehmhaus, Schrebergarten mit verschiedenstem Gemüse) sind aber trotz ihrer offensichtlichen Armut (finanziell schon, nicht aber ihre Lebensart & -weise) sehr nett und bescheiden.
Ein Fischer zeigt uns voller Stolz seinen Fang.







Am Nachmittag holt uns dann mitten auf dem See ein kräftiges Gewitter ein, mit voller Geschwindigkeit geht es zurück - durch den starken Regen und dem hochspritzendem Wasser sind wir nässer als zuvor.

Einen lustigen und spannenden Abend verbringen wir noch im Wohnmobil bei unseren Campingplatznachbarn Susi & Wolf, welche ebensolche Traveller sind! Sie haben schon so ziemlich jede Ecke der Welt gesehen, ob mit Rucksack, Landrover auf der PanAm oder jetzt in ihrem Camper. Sehr tolle Menschen mit denen man super Erfahrungen austauschen kann!

Wir empfinden das Delta als tolle Bereicherung, denn es hat für einen Naturfreund wirklich viel zu bieten, dabei haben wir mit unserer 5 Stundentour/ 50 km nur einen winzigen Bruchteil des Deltas gesehen! Große Empfehlung am besten mit dem eigenen Paddelboot!

Auf nach Osten! Mit den Mopeds nach Transdnestrien

Transdnestrien (PMR), Perle des Postkommunismus



Nach dem beeindruckendem Besuch in der Staatskelterei am Vortag geht es nun zum - für mich persönlich - ersehnten Highlight unserer Tour - Transnistrien bzw. Transdnestrien (das erste Wort ist ungern gesehen in Transdnestrien, heißt es doch Land HINTER dem Dnister und nicht VOR dem Dnister [es kommt immer auf die Sichtweise an und da ja Russland Zentrum der Welt ist in Pridnestrovie [noch eine Bezeichnung] wird es halt als Land VOR dem Dnister gesehen; zum Glück hat man keine anderen Probleme).

Aufgrund der Visa-Bestimmungen (man bekommt nur 10h Aufenthalt ohne große Formalitäten) entschließen wir uns mit dem Bus zu fahren - 2 Stunden, 90 km und 1,80€ p. P.). Busfahren fetzt, man hat zwar stetig Körperkontakt mit seinem Sitznachbar aufgrund der Fahrbahnunebenheiten und dem ausgelutschten Fahrwerk des Buses, aber man wird auch mit den russischen Klassiker 'Der Hase und der Wolf' (ähnlich Tom&Jerry) dauerbeschallt. So vergeht die Fahrt recht schnell und da der Busbahnhof direkt am Zentralmarkt liegt konnte ich mich noch ausreichend mit sauren Gurken und Keksen (ein Kilo 70 Cent) eindecken. Und nein ich bin nicht schwanger, habe das nacheinander mit Pausen gegessen.

Transdnestrien - was ist das?!? In einem bereits angesprochen Motorradreisebericht wird es als "De-facto-Regime, das sich über Drogen, Waffenhandel, Prostitution und Korruption definiert" dargestellt - bis auf das De-facto-Regime können wir hier nicht zustimmen (wieder mal). Tatsächlich ist es ein ganzer Bevölkerungsteil Moldawiens, der sich wünscht in Russland eingegliedert zu werden. Da dies weder von Moldawien noch Russland gewollt ist, wurde 1990 eine autonome Republik ausgerufen und der Dnister als Grenzfluss bestimmt. Selbst eine eigene Währung wurde geschaffen. Perfiderweise war die Hauptindustrie Moldawiens genau im transdnestrischen Teil der Republik angesiedelt, somit weiß man wie sich die junge sozialistische Republik finanziert und warum es gefühlsmäßig besser als in Moldawien aussieht.

Nun zurück zu unserer kleinen Tour. Im Bus sind wir die einzigen 'Turista' und werden an der Grenze aufgefordert unseren Pass abzugeben, nach drei Minuten halten wir eine kassenzettelgroße Einreiseerlaubnis in unseren Händen - 10 Stunden Zeit um östliche Dnisterluft zu schnüffeln!!! Yeah!!!



Beim Einfahren nach Tiraspol - der selbsternannten Hauptstadt - passieren wir das große neue Sheriff-Stadium. Sheriff ist die größte Firma hier und wohl fast an jedem größeren Geschäft beteiligt. So sehen wir nicht nur hochmoderne Tankstellen sondern auch Supermärkte denen unsere Pendents in nichts nachstehen.



Als wir am Busbahnhof aussteigen fällt uns gleich die ungewöhnliche Ruhe auf. Kein Verkehr, kein Hupen, nur Vogelgezwitscher und ein paar umtriebige Leute. Sehr angenehm. Auf dem Weg zum Zentrum schauen wir noch in der Touristeninfo (sehr nett und engagiert!) und bei KVINT vorbei. Letzteres ist die 'staatliche' Schnapsbrennerei (zweitgrößtes Unternehmen) und auch einzigste Schnapsbrennerei der Welt die einen Geldschein ziert!
Leider haben wir heute kein Glück mit einer Führung!



Das Zentrum wird von einer langen Allee geprägt. Banken, Cafés und allerlei Geschäfte laden die Einheimischen zum bummeln ein - uns nicht, wir wollen weiter zum Parlament und Stadtplatz. Ab der zweiten Reihe hinter der Hauptstraße prägen die typischen kommunistischen Wohnsilos das Bild. Der Stadtplatz wird dominiert von dem riesigen Reiterstandbild von Suworow - dem Gründer Tiraspols. 



Hinter dem Platz liegt die Markthalle, ganz typisch wie in Moldawien, aber um Welten moderner! Es gibt feste Theken mit eingebauten Waagen. Auch gibt es eine Beschilderung wo etwas zu finden ist und öffentliche Toiletten! Das Angebot ist wie immer reichlich und vor allem frisch!



In Transdnestrien wird übrigens nur russisch gesprochen, gut, dass ich damals russisch als Fremdsprache gewählt habe!

Westlich an den Platz schließt das Parlament an - von hier aus wird jegliche Entscheidung der autonomen Republik gesteuert. Lenin blickt voller Stolz  auf die Leute herab. Wir treffen einen holländischen Radler mit dem wir etwas plaudern.



Um das Bild komplett zu machen wurde auf der anderen Straßenseite des Parks eine 'Helden-Museum' gebaut, hier werden die zahllosen Opfer jeglicher Kriege mit russischer Beteiligung geehrt, zudem darf natürlich auch der T-34 mit ewiger Flamme nicht fehlen.




Es ist wieder unglaublich warm und wir müde vom umherlaufen. Uns steht es jetzt nach einem Kwas! Das ist ein milchsäuregegorenenes Brotgetränk. Klingt nicht so lecker, ist es aber. Und weil es so gut ist kaufen wir der Madka gleich eine zweite Runde ab.




Am Dnister wurde eine schöne Promenade errichtet, man kann den Kindern und Jugendlichen zuschauen wie sie sich bei diesen Temperaturen im Fluss abkühlen, wir gehen langsam auf großen Alleen in der zweiten Reihe zurück Richtung Busbahnhof, denn die Zeit ist schon fast wieder um.



Am Polizeihauptquartier sehen wir noch wo die Fahrzeuge herkommen:



Zusammenfassend können wir über unsere kleine Tour sagen, dass es großen Spass gemacht hat in diese Welt einzutauchen. Wir haben die entspannte Atmosphäre als auch zuvorkommende Menschen kennengelernt. Unsere Message: Liebe Leute, traut Euch und kommt hierher, es gibt viel Interessantes zu entdecken!


Dienstag, 6. Juni 2017

Auf nach Osten! Mit den Mopeds nach Transdnestrien

Tag 11&12 - von Saharna (MD) nach Chisinau (MD)

Das kann wohl getrost zu einer  den schrägsten Nächte in meinem Leben zählen!!!  Wie bereits beschrieben, hatte das Zimmer einen "interessanten" Geruch. Claudia hat ihn ziemlich treffend beschrieben mit "das riecht als ob ein Kater direkt hier rein markiert hat"!! Schön beissend und den Geruchssinn vergewaltigend! Aber als folgsamer Gast bedankt man sich für das Obdach und lächelt als ob man in einem Rosenmeer sitzt.
Nachdem der navi- und nasale Schock überwunden war machte man sich bettfertig. Die nächste Überraschung folgte als man(n) sich in sein Bett begab (sicherheitshalber im eigenen Schlafsack: die Matratze bog sich fast auf den Boden durch! Bei dem Blick unter den Schaumstoff offenbarte sich ein rostiges Bettgestell mit aufgehängten Federn. Wer weiss, was diese Federn schon erzählen können...es fühlte sich mehr wie Hängematte den Bett an, abgesehen von den Geräuschen beim Wenden...
An Schlaf war noch nicht zu denken. Da wir das Glück hatten, direkt das Zimmer neben dem Haupteingang zu bewohnen, war es natürlich ein leichtes Strichliste zu führen wer ein- und ausging. Leider war es nur nervig, denn die Wände waren hellhörig und die Tür hing schief in den Angeln, so dass sie beim Öffnen/ Schließen immer über den Boden rubbelte.
Es ward schon tiefe Nacht und langsam fanden sich alle Hausbewohner zur Nachtruhe ein, so dass man(n) eventuell auch an Schlaf denken konnte. Leider jedoch ward ein Hausbewohner erkrankt, so dass er ca. halbstündlich wie ein Irrer aus seinem Zimmer knallte und vor die Haustür ran um erstmal auszuspucken, dezent wie ein Elefant.
Da man(n) ein Gewöhnungstier ist, konnte er nun endlich ein Auge zu tun. Leider wurde aber zu später Stunde die Haupttür geschlossen und aus unergründlichen konstruktionstechnischen Gründen würde beim Öffnen dieser auch die Zimmertür von uns geöffnet! Sogwirkung! Und leider öffnete unsere Tür nach außen, so dass ein Koffer davorstellen keine Lösung war. Nachdem wir uns drei oder vier mal aus unseren Hängebetten rausgequält hatten missbrauchte ich meine Packriemen als quer-durchs-Zimmer-gespannte-Tür-zuhalte-Schnur!
Endlich war an Schlaf zu denken, es war ja auch erst 4 Uhr morgens.
Kurz vor sieben wurden wir zum Morgengebet geweckt...

'Frohen Mutes' und wunderbar ausgeschlafen ging es zum Monastir, für uns aber kurz davor nach rechts auf den Wanderweg. Bei blauem Morgenhimmel wollten wir das Geschehen am Pfingstsonntag von oben beschauen. Nach gut 30 Minuten waren wir auf dem Berg hinter dem Kloster:




Wit hörten einer Weile den chorealen Gesängen der Mönche zu bevor wir zurück ins Kloster ging. Auf dem Weg dahin passierte man noch ein 'Felsenkloster', welches heute leider verfällt.
So schön und prachtvoll das Kloster sein mag, was ich definitiv nicht okay fand war die Tatsache, dass ein ausgewachsener Schwan auf ca. 6 qm eingesperrt war u d mit seinen Exkrementen um die Wette paddeln durfte.


Aufgrund der nahen Lage des Felsenklosters Tipova wollen wir es noch mitnehmen. Die Fahrt dahin kann getrost als grande miende bezeichnet werden: Schlaglochpiste/ Wellblechpiste/ Grobschotter/ Feinschotter/ Feldwege... alles dabei. Wir hatten schon bessere Tage.


Krass war, dass wir Dörfer passiert haben, die noch nicht mal eine Anbindung mit einer befestigte Straße haben. Die verbindenden Rüttelpisten zwingen über kurz oder lang jedes Fahrzeug in die Knie, so dass es für Anwohner unheimlich schwer sein muss sich fort zu bewegen. In manchen Gesichtern glauben wir zu lesen, dass sie noch nie (so große) Motorräder gesehen haben.

Tipova erscheint auf den ersten Blick, speziell im Vergleich zu Saharna, unspektakulär. Man sieht vor sich eine mittelgroße Kirche die ihre besten Jahre schon hinter sich hat. Interessant wird es erst als man um die Kirche herumgeht und einem kleine Pfad folgt. Jetzt eröffnet sich ein wundervolles Panorama über den Dnister und dem autonomen Gebiet Transdnestrien:


Der Fluss mäandert genüsslich nach Süden und wir weiter dem Pfad entlang, weniger genüsslich, denn durch unseren Navi-Klau sind wir vorgewarnt und steigen in voller Montur bei knapp 30°C das Steilufer hinab..
Unten angekommen kommt eigentlich der wahre Grund für die Bedeutsamkeit des Klosters: ebenfalls ein Felsenkloster, welches die älteste erhaltene christliche Unterkunft Moldawiens ist (11. Jahrhundert):


Und da es wie gesagt außerordentlich warm war sei Tier und Kassiererin ein Päuschen gegönnt:



Nach gut 1,5h sind wir in Orheil Vechi gelandet. 'Alt-Orhei' begeistert mit seiner tollen Landschaft. Der Fluss Raut hat sich in die Berge eingeschnitten und macht hier ein große Schleife. Auch das hier ist wieder eine sehr religiöse Gegend, denn oberhalb des Flusses liegt auf einem Bergkamm die kleine Marien-Kirche. Im Karstgestein in der Gegend sind überall Höhlen zu finden, die den Mönchen als Unterschlupf dienten falls sich mal wieder das Herrschergeschlecht änderte.



Dem Steinkreuz werden wundersame Kräfte zugeschrieben...


Kurzfristig entscheiden wir uns noch in die Hauptstadt Chisinau zu fahren, da durch die Hitze und den zwei kleinen Wanderungen in Motorradklamotten es uns nach einer Dusche steht, also schnell ein Hostel gebucht und schon sind wir on the way!

Nach der Dusche wollen wir nochmal in die Stadt schnuppern und gehen Richtung Zentrum. Chisinau begeistert gleich mit seinen breit angelegten Straßen und großen Parkanlagen.

Da wir den nächsten Tag auch noch durch die Stadt bummeln, schreibe ich etwas zusammenfassend, da wir eigentlich ohne genaues Ziel unterwegs waren und uns treiben haben lassen.

Die zwei meistbesuchten Parkanlagen sind die im Zentrum gelegenen 'Parcul Stefan cel Mare' und 'Parcul Catedralei'. Beide sind riesig und doch unterschiedlich. Während man im Stefan-dem-Großen-Park sich wie in einem Wald befindet und alle Wege sternförmig auf einen großen (trockenen) Springbrunnen zuläuft, ist der Kathedralen-Park dominiert von den Bauwerken Auferstehungskathedrale, Vorplatz und Triumphbogen.
Beide Parks sehr atmosphärisch und bei den Hauptstädtern sehr beliebt. Überall sind Bänke und Mülleimer aufgestellt, und an jeder Ecke gibt es andere Attraktionen (Breakdancer, Kinderspielplatz, Fitnessgeräte usw.) die zum Verweilen einladen.




Stefan der Große ist der Gründer und damit Volksheld der Moldawier, es gibt mindestens ein Bauwerk in jeden noch so kleinen Dorf welches nach ihm benannt ist!

Nachmittags müssen wir nochmal auf das Moped und nach Cricova fahren, denn wir haben glücklicherweise noch kurzfristig einen Termin für eine Führung in einem der größten Weingute der Welt bekommen: Cricova!
Und wow uns bleiben die Münder offen stehen! Mit kleinen Elektrobussen werden wir unter Tage gebracht, in die 'underground city'. Und tatsächlich hier unten gibt es ein ausgebautes Straßenverkehrsnetz mit Schildern, Mittelstreifen und Ampeln welches sich auf 120km summiert! Einhundertzwanzig Kilometer, lasst euch das mal auf der Zunge zergehen! Aufgrund der gleichbleibenden klimatischen Bedingungen untertage (knapp 100 Meter unter der Erdoberfläche) wird die komplette Fabrikation von Sekt und Wein hier durchgeführt, also von der Kelterung bis zur Lagerung. Abermillionen Flaschen lagern hier.





Natürlich fehlt weder ein Kino, noch Restaurants, noch ein Museum. In letzterem gibt es einige interessante Exponate, so z.B. Görings Weinsammlung (die wird nicht schmecken!), aber auch die älteste Weinflasche der Welt und auch einen Becherovka von 1902 (Flaschendesign dasselbe). Auch bekommen besondere Gäste jeweils eine besondere Kollektion, so hat zum Beispiel unsere ehrenwerte Kanzlerin ihre Sammlung Weinflaschen, die sie jederzeit abrufen kann.



Zurück in Chisinau laufen wir noch zum Zentralmarkt der einem wie das blanke Chaos vorkommt. Unzählige Menschen gehen unzähligen Geschäften nach und es entsteht für den Ausstehenden ein heilloses Durcheinander. Alles wird hier angeboten, von der einzelnen Klopapierrolle bisbzur Kettensäge. Wer so etwas noch nicht gesehen hat, dem sei so ein Markt wärmstens ans Herz gelegt. Sehr angenehm war, dass im Gegensatz zu arabischen Märkten man weder dauerhaft 'belästigt' wird noch handeln muss.


Morgen ist es nun soweit - wir wollen nach Transdnestrien!! Wir haben uns entschieden, dass wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, da es spotbillig ist und wir uns den Aufwand zum 'zeitweiligen Import eines Fahrzeugs' inkl. Gebühren sparen... doch dazu mehr im nächsten Post!


Sonntag, 4. Juni 2017

Auf nach Osten! Mit den Mopeds nach Transdnestrien

Tag 8&9&10 - von Botos (RO) nach Saharna (MD)


Wer den Prislop-Pass (von West nach Ost) geschafft hat ist in der Bukovina (=Buchenwelt) gelandet, denn tiefe Wälder (hauptsächlich Buche!) prägen diesen Landesteil. Auch merkt man weniger Verkehr, dafür umso mehr Pferdefuhrwerke. Die Straßen sind gut und wunderbar kurvig und so freuen wir den Klöstern Moldovita und Sucevita auf unserem Weg in die Ukraine einen Besuch abzustatten.
Die Klöster sind weit über die Grenzen hinaus für ihre schöne Lage, der Gartenkunst und wundervollen Bemalungen bekannt:




Anschließend geht es direkt nordwärts bei Siret in die Ukraine. Die Grenzformalitäten sind einfach, dauern aber ihre Zeit. Nach ca. einer Stunde sind wir abgefertigt und dürfen einreisen:


Was mir sehr missfallen hat ist unsere Beobachtung des 'Schmierens'. Bei Einfahrt zum Grenzposten erhält jeder einen Zettel der dreimal gestempelt werden muss. Zwei Stempel bekommt man bei Passabgabe und der dritte Stempel muss von einem Typen gegeben werden, der die Aufgabe hat die Fahrzeuge zu durchsuchen. Bei jeder Übergabe eines Zettels jedoch lugt untendrunter ein Geldschein hervor. Der Stempelfuzzi fühlt es und trennt geschickt Zettel und Geldschein voneinander, lässt den Stempel auf den Zettel sausen während der Geldschein in der Tasche verschwindet. Wahnsinn! Zuerst dachten wir es ist ein Einzelfall, aber weit gefehlt, jeder machte es! Für mich ganz schwer zu verstehen, wenn Leute 'freiwillig' Bak-shish geben ohne das der Grenzer sich genieren muss! Leute so fördert man Korruption und macht es nur noch schlimmer!!!

Sylvie und Christoph hatten uns bereits von ihren einschlägigen UA-Erfahrungen berichtet, so dass wir vorgewarnt waren. Beide sind an einem Bahnübergang über ein (eingewachsenes) Stop-Zeichen gefahren und wurden prompt erwischt! Sie konnten entscheiden zwischen a) 1.500€ Strafe oder b) 1 Tag Knast und anschließender Vorladung zum Gericht.
Mit geschärften Sinnen beobachten wir wie ein Polizeifahrzeug absichtlich langsam fährt. Wir befinden uns auf einer Schnellstraße mit durchgezogener Linie. In Rumänien hätte hier ein Überholmanöver niemanden gestört, so aber zuckeln wir mit 60 km/h dem Polizei-Fahrzeug hinterher. Nach x Kilometern müssen wir glücklicherweise abbiegen und freuen uns nicht in die Falle getappt zu sein!

Die Straßen werden zunehmend schlechter. Tiefe Spurrinnen und reifengroße Schlaglöcher lassen uns auf der Straße tanzen. 


Claudia muss Geschwindigkeit rausnehmen, die Sportster (und Claudia) leidet mit ihren kurzen Federwegen. Als wir am frühen Abend Chotyn erreichen höre ich bei Claudia die Anspannung abfallen! Sie ist fix und alle!

Zum Glück empfängt uns Chotyn mit bestem Wetter und wir haben einen tollen Blick auf die Burg und auch zum ersten Mal auf den Dnister, den Grenzfluss zwischen Moldawien und Transdnestrien.


Da wir spät dran sind, sind wir fast alleine auf dem Gelände, aber zu viel Zeit bleibt uns leider nicht, da die Uhr tickt uns eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Hier auf dem Gelände ist es zumindest zu offensichtlich, so starten wir nochmal die Maschinen und verlassen die Stadt.
Draußen zwischen den Agrarflächen finden wir abseits eine Stelle wo wir uns stoffenes zuhause aufstellen können und eine friedliche Nacht verbringen.

Mal so eine kleine Zwischenbilanz bezüglich der Ausrüstung:
Bereits am ersten Tag knickt das Zelt mit einem ausgebrochenem Gewinde am Zeltgestänge ein, durch gewaltsames Verklemmen hält es aber bis jetzt durch!
Als nächstes hat sich dann die Kamera verabschiedet, sie wollte sich nicht mehr abstellen...ab dem Zeitpunkt nur noch Handybilder!
Mein Spiegel lockert sich durch die schlechten Straßenzustände ständig - der Leatherman hilft.
Claudias Harley riecht auf den brutalen moldawischen Rüttelpisten nach Benzin und hat einen abnormal hohen Verbrauch (>8 Liter!), es ist nichts zu sehen, wir beobachten weiter.
In Rumänien macht es auf einmal KLOOONG und Claudia sieht etwas von meiner Honda wegfliegen...später stelle ich fest, dass es ein hinterer Bremsbelag war!!!
Die AfricaTwin ist natürlich unbekannt in diesen Breitengraden, somit geht es mit der Vorderbremse weiter!



Nach gut 70 km auf ukrainischem Boden erreichen wir den Grenzübergang Briceni. Die Abfertigung geht viel schneller und sehr freundlich von statten - welcome Moldova!!!


In Bricini begrüßt uns Lenin direkt persönlich, so dass wir seine Aufforderung folgen und mit ihm Mittag essen und weitere Pläne schmieden. Vor einiger Zeit lass ich einen Motorradreisebericht über Moldawien und im Gegensatz zu dem Autor haben​wir Glück und können ​direkt Geld aus dem Automaten ziehen! Roroschow!
Nur unsere Ausfahrt aus Bricini dauert etwas länger, denn wir kommen genau in einen Trauerzug. Ein Mann liegt fein aufgebahrt auf einem Hänger und wird den Straßenzug herunter geschoben, der Pope vornweg, alle Angehörigen hinterher. Es ist brütend heiß und alle 5 Meter wird gestoppt...

Das erste Ziel heißt heute Corjeuti. Hier gibt es den sogenannten 'Korallenriff' zu sehen. Vor 20 Millionen Jahren war nämlich das Gebiet Moldawiens vom schwarzen Meer (damals noch Sarmantisches Meer) überschwemmt und vor 10 Millionen (nagelt mich nicht auf den Tag genau fest!) erhob sich die ganze Platte und förderte das Riff zutage: wirklich tolle Ausblicke und wenn man den ein oder anderen Kalkstein umdreht erkennt man Korallen und kleine Muscheln!


Wir sind nun von der Hauptstraße abgebogen, und um die war es schon nicht allzu gut bestellt, doch was darauf folgt würde jeder Akzeptanz in Deutschland entbehren. Rüttelpiste vom feinsten, ich hoffe, dass meine Koffer dran bleiben, Claudia hört nur noch ihre Federelemente durchschlagen. Auf gut deutsch gesagt: leck mich am Allerwertesten! Und​ wir reden nicht mal von zwei drei Kilometern, nein nein, aus 20 km wird hier mal schnell ein Halbtagesfahrt! Am besten sind aber die Einheimischen, die ohne Rücksicht auf Verluste jeder Loch mit voller Geschwindigkeit mitnehmen. Sagenhaft. Hier ist eines der angenehmeren Schotterabschnitte:



Eigentlich​ war der Plan am rumänisch-moldawischen Grenzfluss 'Pruth' das Zelt aufzuschlagen, doch mangels geeigeneten Plätzen geht es zu einem Arm des Costesi-Stausees weiter wo wir ein friedvolles Plätzchen gegenüber dem Dörfchen Varatic finden.


Tag 10 beginnt langsam, ein zu schönes Plätzchen und wir wollen noch etwas die Atmosphäre genießen. Mittlerweile haben wir den Plan nach Soroca zu fahren aufgrund der Straßenverhältnisse umgeschmissen. Wir fahren über Balti (spricht sich 'Bellzui') nach Saharna zum bekannten Kloster, ein guter Tag mit enttäuschendem Abschluss...

Über die bekannten Rüttelstrecken arbeiten wir uns zum 'Suta de Movil' vor, einer Besonderheit des Korallenriffs. Durch noch ungeklärter Ursache haben sich bei der Hebung des Riffs Hügel gebildet die direkt aneinander stehen, so ungefähr wie eine umgedrehte Eierschachtel. Lustig anzuschauen, aber ganz ehrlich, den Umweg nicht wert.

Auf dem Weg nach Balti passieren wir wieder einige Dörfer und die fleißigen Einwohner verkaufen ihr angepflanztes Obst und Gemüse, dass sieht dann ungefähr so aus: 


...und schmeckt verdammt lecker!

Überhaupt muss man sagen, erstaunlich wie viele Menschen noch direkte Feldarbeit leisten. Da steht ein Mütterchen auf einem riesengroßen Acker und arbeitet sich mit der Hacke durch! Oft sieht man aich Gemeinschaften wo das ganze Dorf zusammenpackt. In Rumänien hat es begonnen, aber hier in Moldawien ist es überall so. Abends sieht man dann die Menschen von den Feldern zurückkehren, wirklich Hut ab.

In Balti steuern wir das Zentrum an und ein kleiner untersetzter Mann fängt hartnäckig an auf uns einzureden als wir die Mopeds auf dem Gehweg abparken. Mit meinen alten Russisch-Kenntnissen schnappe ich noch das eine oder andere Wort auf, bis wir irgendwann begreifen, dass wir sie auf dem Schulgelände abstellen sollen, denn er ist der Hausmeister und gibt acht darauf! Was für eine nette Willkommensgeste :)

Auf dem Freiheitsplatz erwartet einen das obligatorische Realsozialistische Denkmal: ein T34!


Bei Eis (Kugel 25 Cent! Da nimmt man doch gern drei Kugeln, da gibts nämlich Mengenrabatt =60 Cent) schlendern wir den Boulevard rauf und runter und landen schließlich in der Markthalle, wo die Bauern ihre Waren anbieten, ganz toll und irgendwie erinnert mich das an früher!


Und dann ist da noch der Hausmeister Valeri, der freut sich, dass wir wieder kommen und Claudia freut sich, doch seht selbst:


Bevor wir Balti verlassen möchte ich noch gern einen Blick auf den Flugzeugfriedhof werfen. Ausrangierte Helikopter und Flugzeuge werden hier ausrangiert, d.h. aufs Feld gestellt. Leider, leider ist das Gebiet unter militärischer Verwaltung und der Major am Tor kann uns nicht einlassen, da der General nicht da ist (es ist Samstag) der das letzte Wort hat. Der Major merkt sichtlich meine Enttäuschung und lässt mich zum Trost in seine Bonbon-Tüte greifen. Sehr nett, aber so bleibt mir nur ein Blick durch den Zaun...

Wir stellen fest, dass die Straßenqualität deutlich zunimmt je näher man an die Hauptstadt rückt, wir bleiben aber erstmal nördlich von ihr und fahren bis an die transdnestrische Grenze vor, denn da befindet sich das Dreifaltigkeits-Kloster Saharna. Die Kombination aus Kloster und Landschaft und heilendem Wasser ziehen Pilger von überall aus heran.
Da es schon spät ist möchten wir für ein Obdach fragen, da unser Reiseführer das auch vorschlägt und es bestimmt auch eine bereichernde Erfahrung ist.
Zunächst haben wir sprachliche Hindernisse die glücklicherweise von einer rumänischen Pilgerin überwunden werden. Wir werden sogar zum Essen eingeladen, anschließend wird uns die Übernachtungsmöglichkeit gezeigt: ein kleiner Raum mit zwei Federbetten der unangenehm riecht, aber das gehört nun mal zu so einer Erfahrung und außerdem bleibt uns der Zeltaufbau erspart.
Saharna ist bekannt für seine mystische Flusslandschaft und den kleinen Wasserfällen. Die Feuchtgebiete sind mit Lebermoos überwachsen, der Legende nach verschwinden da schon mal Personen im Morgennebel...
Was leider keine Legende ist, ist das gewaltsame Verschwinden meines Navi's als wir die Maschinen abrödeln wollen! Gelegenheit macht Diebe wie es so schön heißt und jemand fand es für sinnvoll mein festgenietetes Navi aus seiner Verankerung zu reißen und mitzunehmen.
Herzlichen Dank an denjenigen einem Reisenden sein Werkzeug zu stehlen!!!


Zum Glück habe ich ein Reserve-Navi eingepackt, dennoch ist unsere Stimmung getrübt, dass an so einem heiligen Ort solche Taten verübt werden.