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Montag, 12. Juni 2017

Auf nach Osten! Mit den Mopeds nach Transdnestrien

Transdnestrien (PMR), Perle des Postkommunismus



Nach dem beeindruckendem Besuch in der Staatskelterei am Vortag geht es nun zum - für mich persönlich - ersehnten Highlight unserer Tour - Transnistrien bzw. Transdnestrien (das erste Wort ist ungern gesehen in Transdnestrien, heißt es doch Land HINTER dem Dnister und nicht VOR dem Dnister [es kommt immer auf die Sichtweise an und da ja Russland Zentrum der Welt ist in Pridnestrovie [noch eine Bezeichnung] wird es halt als Land VOR dem Dnister gesehen; zum Glück hat man keine anderen Probleme).

Aufgrund der Visa-Bestimmungen (man bekommt nur 10h Aufenthalt ohne große Formalitäten) entschließen wir uns mit dem Bus zu fahren - 2 Stunden, 90 km und 1,80€ p. P.). Busfahren fetzt, man hat zwar stetig Körperkontakt mit seinem Sitznachbar aufgrund der Fahrbahnunebenheiten und dem ausgelutschten Fahrwerk des Buses, aber man wird auch mit den russischen Klassiker 'Der Hase und der Wolf' (ähnlich Tom&Jerry) dauerbeschallt. So vergeht die Fahrt recht schnell und da der Busbahnhof direkt am Zentralmarkt liegt konnte ich mich noch ausreichend mit sauren Gurken und Keksen (ein Kilo 70 Cent) eindecken. Und nein ich bin nicht schwanger, habe das nacheinander mit Pausen gegessen.

Transdnestrien - was ist das?!? In einem bereits angesprochen Motorradreisebericht wird es als "De-facto-Regime, das sich über Drogen, Waffenhandel, Prostitution und Korruption definiert" dargestellt - bis auf das De-facto-Regime können wir hier nicht zustimmen (wieder mal). Tatsächlich ist es ein ganzer Bevölkerungsteil Moldawiens, der sich wünscht in Russland eingegliedert zu werden. Da dies weder von Moldawien noch Russland gewollt ist, wurde 1990 eine autonome Republik ausgerufen und der Dnister als Grenzfluss bestimmt. Selbst eine eigene Währung wurde geschaffen. Perfiderweise war die Hauptindustrie Moldawiens genau im transdnestrischen Teil der Republik angesiedelt, somit weiß man wie sich die junge sozialistische Republik finanziert und warum es gefühlsmäßig besser als in Moldawien aussieht.

Nun zurück zu unserer kleinen Tour. Im Bus sind wir die einzigen 'Turista' und werden an der Grenze aufgefordert unseren Pass abzugeben, nach drei Minuten halten wir eine kassenzettelgroße Einreiseerlaubnis in unseren Händen - 10 Stunden Zeit um östliche Dnisterluft zu schnüffeln!!! Yeah!!!



Beim Einfahren nach Tiraspol - der selbsternannten Hauptstadt - passieren wir das große neue Sheriff-Stadium. Sheriff ist die größte Firma hier und wohl fast an jedem größeren Geschäft beteiligt. So sehen wir nicht nur hochmoderne Tankstellen sondern auch Supermärkte denen unsere Pendents in nichts nachstehen.



Als wir am Busbahnhof aussteigen fällt uns gleich die ungewöhnliche Ruhe auf. Kein Verkehr, kein Hupen, nur Vogelgezwitscher und ein paar umtriebige Leute. Sehr angenehm. Auf dem Weg zum Zentrum schauen wir noch in der Touristeninfo (sehr nett und engagiert!) und bei KVINT vorbei. Letzteres ist die 'staatliche' Schnapsbrennerei (zweitgrößtes Unternehmen) und auch einzigste Schnapsbrennerei der Welt die einen Geldschein ziert!
Leider haben wir heute kein Glück mit einer Führung!



Das Zentrum wird von einer langen Allee geprägt. Banken, Cafés und allerlei Geschäfte laden die Einheimischen zum bummeln ein - uns nicht, wir wollen weiter zum Parlament und Stadtplatz. Ab der zweiten Reihe hinter der Hauptstraße prägen die typischen kommunistischen Wohnsilos das Bild. Der Stadtplatz wird dominiert von dem riesigen Reiterstandbild von Suworow - dem Gründer Tiraspols. 



Hinter dem Platz liegt die Markthalle, ganz typisch wie in Moldawien, aber um Welten moderner! Es gibt feste Theken mit eingebauten Waagen. Auch gibt es eine Beschilderung wo etwas zu finden ist und öffentliche Toiletten! Das Angebot ist wie immer reichlich und vor allem frisch!



In Transdnestrien wird übrigens nur russisch gesprochen, gut, dass ich damals russisch als Fremdsprache gewählt habe!

Westlich an den Platz schließt das Parlament an - von hier aus wird jegliche Entscheidung der autonomen Republik gesteuert. Lenin blickt voller Stolz  auf die Leute herab. Wir treffen einen holländischen Radler mit dem wir etwas plaudern.



Um das Bild komplett zu machen wurde auf der anderen Straßenseite des Parks eine 'Helden-Museum' gebaut, hier werden die zahllosen Opfer jeglicher Kriege mit russischer Beteiligung geehrt, zudem darf natürlich auch der T-34 mit ewiger Flamme nicht fehlen.




Es ist wieder unglaublich warm und wir müde vom umherlaufen. Uns steht es jetzt nach einem Kwas! Das ist ein milchsäuregegorenenes Brotgetränk. Klingt nicht so lecker, ist es aber. Und weil es so gut ist kaufen wir der Madka gleich eine zweite Runde ab.




Am Dnister wurde eine schöne Promenade errichtet, man kann den Kindern und Jugendlichen zuschauen wie sie sich bei diesen Temperaturen im Fluss abkühlen, wir gehen langsam auf großen Alleen in der zweiten Reihe zurück Richtung Busbahnhof, denn die Zeit ist schon fast wieder um.



Am Polizeihauptquartier sehen wir noch wo die Fahrzeuge herkommen:



Zusammenfassend können wir über unsere kleine Tour sagen, dass es großen Spass gemacht hat in diese Welt einzutauchen. Wir haben die entspannte Atmosphäre als auch zuvorkommende Menschen kennengelernt. Unsere Message: Liebe Leute, traut Euch und kommt hierher, es gibt viel Interessantes zu entdecken!


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