Tag 8&9&10 - von Botos (RO) nach Saharna (MD)
Wer den Prislop-Pass (von West nach Ost) geschafft hat ist in der Bukovina (=Buchenwelt) gelandet, denn tiefe Wälder (hauptsächlich Buche!) prägen diesen Landesteil. Auch merkt man weniger Verkehr, dafür umso mehr Pferdefuhrwerke. Die Straßen sind gut und wunderbar kurvig und so freuen wir den Klöstern Moldovita und Sucevita auf unserem Weg in die Ukraine einen Besuch abzustatten.
Die Klöster sind weit über die Grenzen hinaus für ihre schöne Lage, der Gartenkunst und wundervollen Bemalungen bekannt:
Anschließend geht es direkt nordwärts bei Siret in die Ukraine. Die Grenzformalitäten sind einfach, dauern aber ihre Zeit. Nach ca. einer Stunde sind wir abgefertigt und dürfen einreisen:
Was mir sehr missfallen hat ist unsere Beobachtung des 'Schmierens'. Bei Einfahrt zum Grenzposten erhält jeder einen Zettel der dreimal gestempelt werden muss. Zwei Stempel bekommt man bei Passabgabe und der dritte Stempel muss von einem Typen gegeben werden, der die Aufgabe hat die Fahrzeuge zu durchsuchen. Bei jeder Übergabe eines Zettels jedoch lugt untendrunter ein Geldschein hervor. Der Stempelfuzzi fühlt es und trennt geschickt Zettel und Geldschein voneinander, lässt den Stempel auf den Zettel sausen während der Geldschein in der Tasche verschwindet. Wahnsinn! Zuerst dachten wir es ist ein Einzelfall, aber weit gefehlt, jeder machte es! Für mich ganz schwer zu verstehen, wenn Leute 'freiwillig' Bak-shish geben ohne das der Grenzer sich genieren muss! Leute so fördert man Korruption und macht es nur noch schlimmer!!!
Sylvie und Christoph hatten uns bereits von ihren einschlägigen UA-Erfahrungen berichtet, so dass wir vorgewarnt waren. Beide sind an einem Bahnübergang über ein (eingewachsenes) Stop-Zeichen gefahren und wurden prompt erwischt! Sie konnten entscheiden zwischen a) 1.500€ Strafe oder b) 1 Tag Knast und anschließender Vorladung zum Gericht.
Mit geschärften Sinnen beobachten wir wie ein Polizeifahrzeug absichtlich langsam fährt. Wir befinden uns auf einer Schnellstraße mit durchgezogener Linie. In Rumänien hätte hier ein Überholmanöver niemanden gestört, so aber zuckeln wir mit 60 km/h dem Polizei-Fahrzeug hinterher. Nach x Kilometern müssen wir glücklicherweise abbiegen und freuen uns nicht in die Falle getappt zu sein!
Die Straßen werden zunehmend schlechter. Tiefe Spurrinnen und reifengroße Schlaglöcher lassen uns auf der Straße tanzen.
Claudia muss Geschwindigkeit rausnehmen, die Sportster (und Claudia) leidet mit ihren kurzen Federwegen. Als wir am frühen Abend Chotyn erreichen höre ich bei Claudia die Anspannung abfallen! Sie ist fix und alle!
Zum Glück empfängt uns Chotyn mit bestem Wetter und wir haben einen tollen Blick auf die Burg und auch zum ersten Mal auf den Dnister, den Grenzfluss zwischen Moldawien und Transdnestrien.
Da wir spät dran sind, sind wir fast alleine auf dem Gelände, aber zu viel Zeit bleibt uns leider nicht, da die Uhr tickt uns eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Hier auf dem Gelände ist es zumindest zu offensichtlich, so starten wir nochmal die Maschinen und verlassen die Stadt.
Draußen zwischen den Agrarflächen finden wir abseits eine Stelle wo wir uns stoffenes zuhause aufstellen können und eine friedliche Nacht verbringen.
Mal so eine kleine Zwischenbilanz bezüglich der Ausrüstung:
Bereits am ersten Tag knickt das Zelt mit einem ausgebrochenem Gewinde am Zeltgestänge ein, durch gewaltsames Verklemmen hält es aber bis jetzt durch!
Als nächstes hat sich dann die Kamera verabschiedet, sie wollte sich nicht mehr abstellen...ab dem Zeitpunkt nur noch Handybilder!
Mein Spiegel lockert sich durch die schlechten Straßenzustände ständig - der Leatherman hilft.
Claudias Harley riecht auf den brutalen moldawischen Rüttelpisten nach Benzin und hat einen abnormal hohen Verbrauch (>8 Liter!), es ist nichts zu sehen, wir beobachten weiter.
In Rumänien macht es auf einmal KLOOONG und Claudia sieht etwas von meiner Honda wegfliegen...später stelle ich fest, dass es ein hinterer Bremsbelag war!!!
Die AfricaTwin ist natürlich unbekannt in diesen Breitengraden, somit geht es mit der Vorderbremse weiter!
Nach gut 70 km auf ukrainischem Boden erreichen wir den Grenzübergang Briceni. Die Abfertigung geht viel schneller und sehr freundlich von statten - welcome Moldova!!!
In Bricini begrüßt uns Lenin direkt persönlich, so dass wir seine Aufforderung folgen und mit ihm Mittag essen und weitere Pläne schmieden. Vor einiger Zeit lass ich einen Motorradreisebericht über Moldawien und im Gegensatz zu dem Autor habenwir Glück und können direkt Geld aus dem Automaten ziehen! Roroschow!
Nur unsere Ausfahrt aus Bricini dauert etwas länger, denn wir kommen genau in einen Trauerzug. Ein Mann liegt fein aufgebahrt auf einem Hänger und wird den Straßenzug herunter geschoben, der Pope vornweg, alle Angehörigen hinterher. Es ist brütend heiß und alle 5 Meter wird gestoppt...
Das erste Ziel heißt heute Corjeuti. Hier gibt es den sogenannten 'Korallenriff' zu sehen. Vor 20 Millionen Jahren war nämlich das Gebiet Moldawiens vom schwarzen Meer (damals noch Sarmantisches Meer) überschwemmt und vor 10 Millionen (nagelt mich nicht auf den Tag genau fest!) erhob sich die ganze Platte und förderte das Riff zutage: wirklich tolle Ausblicke und wenn man den ein oder anderen Kalkstein umdreht erkennt man Korallen und kleine Muscheln!
Wir sind nun von der Hauptstraße abgebogen, und um die war es schon nicht allzu gut bestellt, doch was darauf folgt würde jeder Akzeptanz in Deutschland entbehren. Rüttelpiste vom feinsten, ich hoffe, dass meine Koffer dran bleiben, Claudia hört nur noch ihre Federelemente durchschlagen. Auf gut deutsch gesagt: leck mich am Allerwertesten! Und wir reden nicht mal von zwei drei Kilometern, nein nein, aus 20 km wird hier mal schnell ein Halbtagesfahrt! Am besten sind aber die Einheimischen, die ohne Rücksicht auf Verluste jeder Loch mit voller Geschwindigkeit mitnehmen. Sagenhaft. Hier ist eines der angenehmeren Schotterabschnitte:
Eigentlich war der Plan am rumänisch-moldawischen Grenzfluss 'Pruth' das Zelt aufzuschlagen, doch mangels geeigeneten Plätzen geht es zu einem Arm des Costesi-Stausees weiter wo wir ein friedvolles Plätzchen gegenüber dem Dörfchen Varatic finden.
Tag 10 beginnt langsam, ein zu schönes Plätzchen und wir wollen noch etwas die Atmosphäre genießen. Mittlerweile haben wir den Plan nach Soroca zu fahren aufgrund der Straßenverhältnisse umgeschmissen. Wir fahren über Balti (spricht sich 'Bellzui') nach Saharna zum bekannten Kloster, ein guter Tag mit enttäuschendem Abschluss...
Über die bekannten Rüttelstrecken arbeiten wir uns zum 'Suta de Movil' vor, einer Besonderheit des Korallenriffs. Durch noch ungeklärter Ursache haben sich bei der Hebung des Riffs Hügel gebildet die direkt aneinander stehen, so ungefähr wie eine umgedrehte Eierschachtel. Lustig anzuschauen, aber ganz ehrlich, den Umweg nicht wert.
Auf dem Weg nach Balti passieren wir wieder einige Dörfer und die fleißigen Einwohner verkaufen ihr angepflanztes Obst und Gemüse, dass sieht dann ungefähr so aus:
...und schmeckt verdammt lecker!
Überhaupt muss man sagen, erstaunlich wie viele Menschen noch direkte Feldarbeit leisten. Da steht ein Mütterchen auf einem riesengroßen Acker und arbeitet sich mit der Hacke durch! Oft sieht man aich Gemeinschaften wo das ganze Dorf zusammenpackt. In Rumänien hat es begonnen, aber hier in Moldawien ist es überall so. Abends sieht man dann die Menschen von den Feldern zurückkehren, wirklich Hut ab.
In Balti steuern wir das Zentrum an und ein kleiner untersetzter Mann fängt hartnäckig an auf uns einzureden als wir die Mopeds auf dem Gehweg abparken. Mit meinen alten Russisch-Kenntnissen schnappe ich noch das eine oder andere Wort auf, bis wir irgendwann begreifen, dass wir sie auf dem Schulgelände abstellen sollen, denn er ist der Hausmeister und gibt acht darauf! Was für eine nette Willkommensgeste :)
Auf dem Freiheitsplatz erwartet einen das obligatorische Realsozialistische Denkmal: ein T34!
Bei Eis (Kugel 25 Cent! Da nimmt man doch gern drei Kugeln, da gibts nämlich Mengenrabatt =60 Cent) schlendern wir den Boulevard rauf und runter und landen schließlich in der Markthalle, wo die Bauern ihre Waren anbieten, ganz toll und irgendwie erinnert mich das an früher!
Und dann ist da noch der Hausmeister Valeri, der freut sich, dass wir wieder kommen und Claudia freut sich, doch seht selbst:
Bevor wir Balti verlassen möchte ich noch gern einen Blick auf den Flugzeugfriedhof werfen. Ausrangierte Helikopter und Flugzeuge werden hier ausrangiert, d.h. aufs Feld gestellt. Leider, leider ist das Gebiet unter militärischer Verwaltung und der Major am Tor kann uns nicht einlassen, da der General nicht da ist (es ist Samstag) der das letzte Wort hat. Der Major merkt sichtlich meine Enttäuschung und lässt mich zum Trost in seine Bonbon-Tüte greifen. Sehr nett, aber so bleibt mir nur ein Blick durch den Zaun...
Wir stellen fest, dass die Straßenqualität deutlich zunimmt je näher man an die Hauptstadt rückt, wir bleiben aber erstmal nördlich von ihr und fahren bis an die transdnestrische Grenze vor, denn da befindet sich das Dreifaltigkeits-Kloster Saharna. Die Kombination aus Kloster und Landschaft und heilendem Wasser ziehen Pilger von überall aus heran.
Da es schon spät ist möchten wir für ein Obdach fragen, da unser Reiseführer das auch vorschlägt und es bestimmt auch eine bereichernde Erfahrung ist.
Zunächst haben wir sprachliche Hindernisse die glücklicherweise von einer rumänischen Pilgerin überwunden werden. Wir werden sogar zum Essen eingeladen, anschließend wird uns die Übernachtungsmöglichkeit gezeigt: ein kleiner Raum mit zwei Federbetten der unangenehm riecht, aber das gehört nun mal zu so einer Erfahrung und außerdem bleibt uns der Zeltaufbau erspart.
Saharna ist bekannt für seine mystische Flusslandschaft und den kleinen Wasserfällen. Die Feuchtgebiete sind mit Lebermoos überwachsen, der Legende nach verschwinden da schon mal Personen im Morgennebel...
Was leider keine Legende ist, ist das gewaltsame Verschwinden meines Navi's als wir die Maschinen abrödeln wollen! Gelegenheit macht Diebe wie es so schön heißt und jemand fand es für sinnvoll mein festgenietetes Navi aus seiner Verankerung zu reißen und mitzunehmen.
Herzlichen Dank an denjenigen einem Reisenden sein Werkzeug zu stehlen!!!
Zum Glück habe ich ein Reserve-Navi eingepackt, dennoch ist unsere Stimmung getrübt, dass an so einem heiligen Ort solche Taten verübt werden.
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